Was, wenn du falsch liegst?

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OMR: Wenn Wichtigsein wichtiger ist als Inhalt

Die OMR zieht jedes Jahr Tausende an – aber nicht wegen der Inhalte. Sondern wegen des Gefühls, dazuzugehören. Ein kritischer Blick auf ein Event zwischen Selbstdarstellung, Marketing-Show und Influencer-Inszenierung.

Willkommen auf dem Laufsteg der Digitalwirtschaft

Einmal im Jahr wird Hamburg zur Pilgerstätte der Marketingwelt: Die OMR ruft – und alle kommen. Wer hier keine Badge um den Hals trägt, existiert nicht. Wer nicht mindestens drei Panels gleichzeitig „netzwerkt“, hat den Sinn der Veranstaltung offenbar nicht verstanden: Gesehen werden, Selfies posten, Follower generieren.

Und natürlich: posten. Schon auf dem Weg zur Messehalle formulieren viele ihren ersten LinkedIn-Beitrag – halb Zitat, halb Eigenwerbung. Die Frage ist nicht ob, sondern wann man postet. Am liebsten mit Panel-Foto, Promi-Zitat und dem Hashtag-Mix aus #OMR #Grateful #Learning #NetworkingIsKey. Inhalt optional – Reichweite Pflicht.

Stars, Show und Storytelling

Dirk Nowitzki, Ryan Reynolds – sie stehen auf der Bühne, charmant, witzig, weltbekannt. Aber sind sie wirklich da, um uns etwas beizubringen? Oder sind wir alle nur Staffage, Teil eines perfekten PR-Plans?

Der Moment, in dem Ryan Reynolds den Zahnstocher von Pick’em überreicht bekommt und lässig ins Publikum grinst, war sinnbildlich: Die Bühne gehört den Marken. Pick’em hat’s perfekt gespielt – weniger durch Inhalt, mehr durch Instinkt. Kreativität? Nebensache. Mut und Timing reichen, um im Rampenlicht zu stehen.

Wissen to go?

Natürlich gibt es Sessions. Panels. Masterclasses. Und ja, da sprechen auch Menschen mit Substanz. Aber mal ehrlich: Was kann man in einer 60-Minuten-Session lernen, das nicht längst in einem 10-Minuten-YouTube-Video, einem LinkedIn-Post oder bei ChatGPT erklärt wird?

Die Wahrheit ist: OMR ist kein Wissensfestival. Es ist ein Gefühl. Der Glaube, dabei zu sein – Teil der Szene, Teil des Spiels.

Aperol statt Aha-Momente

Und während draußen die Schlangen für Aperol länger sind als die für die Masterclasses, bleibt die Frage: Sind wir hier, um etwas zu lernen? Oder um gesehen zu werden?

Denn wenn am Abend der Akku leer ist, aber das LinkedIn-Postfach voll, war es doch ein guter Tag, oder?

Fazit

Die OMR ist kein Klassenzimmer. Es ist ein Laufsteg. Und wer kein Outfit – oder wenigstens ein Selfie mit Mikrofon vor LED-Wand – hat, geht leer aus.

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