Was, wenn du falsch liegst?

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Was lernen Kinder daraus? –
Warum unser Schulsystem dringend ein Update braucht

Ich bin Vater von zwei Schulkindern. Und wenn ich sehe, was sie Tag für Tag erleben, dann frage ich mich: Wie kann das noch unser Bildungssystem sein? Wie kann das der Ort sein, an dem junge Menschen auf das Leben vorbereitet werden sollen?

Es fehlt an vielem – an Lehrern, an Zeit, an moderner Ausstattung. Aber vor allem fehlt es an Haltung, an Gerechtigkeit, an Empathie. Und das gefährlichste: Es fehlt an echter Motivation für unsere Kinder.

Lehrermangel – und Lehrer ohne Feuer

Dass Lehrkräfte fehlen, ist mittlerweile Standard. Doch selbst wenn jemand vorne steht, heißt das noch lange nicht, dass da auch jemand ist, der Kinder wirklich erreichen will. Leidenschaft? Empathie? Fehlanzeige. Manche Lehrer wirken innerlich längst ausgestiegen – und das spüren Kinder sofort.

Andere wiederum bringen Sympathie mit ein – aber nur für bestimmte Kinder. Die Folge: Noten nach Gefühl, Extra-Punkte für die „Lieblinge“, Gleichgültigkeit für den Rest. Das hat mit gerechter Bewertung nichts mehr zu tun. Was lernen Kinder daraus?
⇒ Dass Anstrengung nicht zählt, sondern Beziehung.

Ausfall – leicht gemacht

Dank digitaler Plattformen wie iServ ist Unterrichtsausfall heute einfacher denn je. Ein Klick – Stunde gestrichen. Keine Vertretung, keine Kommunikation, kein Ersatz. Für die Kinder bedeutet das: noch mehr Leerlauf. Für Eltern: Frust. Für das System: ein Armutszeugnis.

Fehler machen? Bitte nicht.

In der Schule gilt oft: Wer beim ersten Mal scheitert, hat verloren. Nachbessern? Nicht vorgesehen. Stattdessen geht’s sofort weiter – selbst wenn das neue Thema auf dem alten aufbaut. Folgefehler werden einfach mitgezählt. Das ist nicht Lernen – das ist ein Hürdenlauf mit verbundenen Augen.

Dabei wissen wir es besser. In jedem modernen Unternehmen gehört „Learn & Adapt“ längst zur Grundhaltung. Iteratives Lernen ist der Standard – in der Schule aber immer noch ein Fremdwort.
⇒ Was lernen Kinder daraus? Dass Fehler gefährlich sind. Dass sie lieber nichts wagen sollen. Und dass Lernen keine Entwicklung ist, sondern eine Prüfung.

Fairness? Nur, wenn’s passt.

Ein paar Beispiele aus dem echten Schulalltag:

  • Eine Hausarbeit soll bis zum Tag X fertig sein. Viele Kinder arbeiten tagelang in ihrer Freizeit daran. Am Abgabetag hat die Hälfte nichts dabei – und die Lehrkraft sagt: „Dann gebt es halt nach den Ferien ab.“ Dazu noch Bonus-Hilfe für Einzelne, Aufgabenänderung für andere.
    👉 Was lernen Kinder daraus? Dass Fristen verhandelbar sind. Und dass Anstrengung keinen Unterschied macht.

  • Eine Klassenarbeit wird geschrieben – die Rückgabe dauert sieben Wochen. Auf Nachfrage heißt es: „Manchmal gibt’s auch wichtigere private Dinge.“ Klar, das kann passieren. Aber dann muss jemand anders einspringen.
    👉 In jedem anderen Beruf wäre das ein Problem. In der Schule: Alltag. Verantwortungsbewusstsein: nicht vorhanden

  • In Spanisch bewerten sich Schüler gegenseitig in Dialogen – ohne Lehrkraft. Mit 14 Jahren. Natürlich fließt da Sympathie mit ein. Natürlich ist das nicht objektiv.
    👉 Und die Note zählt trotzdem.

  • Ein Kind löst eine Deutsch-Aufgabe korrekt, verwendet aber eine grammatikalische Form, die zwar nicht abgefragt war, aber trotzdem stimmt – und bekommt Punktabzug. Weil’s nicht in die Schablone passt.
    👉 Motivation? Null. Lernfreude? Weg.

Was wir nicht lernen – ist das Leben selbst

Und dann wundern wir uns über PISA-Ergebnisse. Über Politikverdrossenheit. Über Unsicherheit im Umgang mit Geld oder Berufswahl.

  • Wirtschaft? Wenn überhaupt im Wahlpflichtfach.

  • Politik? Theoretisch.

  • Finanzen? Steuererklärung, Konto, Miete? Fehlanzeige.

  • Alltag? Ein Fremdwort.

Die Schule bildet immer noch für eine Welt aus, die es längst nicht mehr gibt. Und blendet die echte Welt fast vollständig aus.

Digital? Ja, wenn’s verbieten hilft.

Smartphones sind heute Alltag. Kinder brauchen sie – allein schon, weil Plattformen wie iServ darauf laufen. Und Eltern nutzen sie auch, um sicherzustellen, dass ihre Kinder nach einem weiten Schulweg gut angekommen sind.

Aber auf Klassenfahrten? Verboten. Fotos? Bitte mit Kamera.
👉 Was lernen Kinder daraus? Dass Technik schlecht ist. Dass Vertrauen misstrauisch macht. Und dass Regeln oft einfach nur rückständig sind.

Was jetzt?

Wir brauchen keine kosmetischen Korrekturen mehr. Kein „bisschen mehr Digital“ oder „neue Lernziele“. Was wir brauchen, ist eine echte Bildungsrevolution:

  • Schulen, die Fehler als Lernchance sehen.

  • Lehrkräfte, die alle Kinder fair und motivierend begleiten.

  • Systeme, die agile Prinzipien ernst nehmen.

  • Inhalte, die auf das Leben vorbereiten – nicht auf den nächsten Test.

Denn was wir unseren Kindern heute in der Schule beibringen, prägt ihr Bild von Leistung, Fairness und Sinn – für den Rest ihres Lebens.

Und was lernen Kinder gerade daraus?

Dass Fristen egal sind.
Dass Mühe nicht zählt.
Dass Lernen etwas ist, das man bestehen muss – nicht etwas, das man verstehen darf.

Wenn das so bleibt, dann dürfen wir uns über gar nichts mehr wundern.

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