Im Fußball gibt es Spieler, die meiner Meinung nach überschätzt sind – und es gibt Trainer, die das nicht sehen oder nicht sehen wollen. Die Gründe? Manchmal ist es mangelnder Mut, manchmal Loyalität, manchmal einfach fehlender Fokus auf das, was wirklich zählt: die Leistung auf dem Platz und der Zusammenhalt als Team.
Beispiel HSV: Treue zu einer stagnierenden Achse
Der Hamburger SV ist das Paradebeispiel dafür, wie sehr man sich an eine Mannschaft klammern kann, auch wenn diese über Jahre hinweg scheitert. In den vergangenen Zweitliga-Saisons wechselte man die Trainer fast im Jahresrhythmus – doch die Mannschaft blieb erstaunlich konstant. Es fehlte immer wieder der Mut, die festgefahrenen Strukturen zu durchbrechen.
Ein Schlüsselspieler wie Sebastian Schonlau, Kapitän und Abwehrchef, stand trotz durchwachsener Leistungen konstant auf dem Platz. Doch anstatt selbstkritisch zu reflektieren oder offen mit der Situation umzugehen, fehlte auch von seiner Seite der Impuls. Weder sagte er: „Ich bin aktuell nicht in Form“, noch wagten es die Trainer, ihn auf die Bank zu setzen.
Das Ergebnis: Stagnation. Wieder kein Aufstieg.
Jetzt, mit dem Trainer Steffen Polzin, hat sich das Blatt gewendet. Er verzichtet auf Schonlau – und siehe da: Die Abwehr steht stabiler. Gleichzeitig stärkt Polzin seinem Kapitän öffentlich den Rücken und zeigt: Wertschätzung geht auch ohne blinden Aktionismus. Das Team tritt geschlossener auf, spielt befreiter – und der Traum vom Aufstieg lebt wieder.
Was dabei besonders auffällt: Werte wie Mut, Offenheit, Respekt, Commitment und Fokus – Prinzipien aus dem agilen Scrum Framework – wurden zuvor völlig ignoriert. Dabei hätten sie dem HSV helfen können, aus alten Mustern auszubrechen.
Beispiel FC Bayern: Starpower schlägt Teamgeist?
Auch beim FC Bayern München sieht man ein ähnliches Muster – nur mit anderen Namen. Spieler wie Leroy Sané oder Serge Gnabry haben sich in den letzten Jahren selten durch konstante Leistungen ausgezeichnet. Und doch stehen sie Woche für Woche auf dem Platz. Warum? Weil sie teuer sind? Weil sie eine starke Lobby haben?
Sané ist berechenbar, technisch limitiert auf den linken Fuß – und doch wird er immer wieder ins Spielsystem gepresst. Was ihm fehlt, ist das, was ein Thomas Müller seit Jahren verkörpert: absolute Hingabe, Teamgeist und sichtbare Identifikation mit dem Verein.
Und nun? Müller, mit 35 Jahren, bekommt wohl keinen neuen Vertrag mehr. Eine Entscheidung, die man sportlich nachvollziehen kann – altersbedingt. Aber auf der anderen Seite steht da ein Spieler, der längst über das Spielerische hinaus zum Gesicht dieses Vereins geworden ist. Einer, der sich nicht zu schade ist, auf der Bank zu sitzen, aber in der Kabine und auf dem Trainingsplatz Impulse gibt, die man nicht messen kann – aber spürt.
Ein Sané zieht das Team runter, Müller reißt es mit. Und trotzdem entscheidet sich der Verein für den Glanz der Vergangenheit statt für das Herz der Gegenwart. Eine verpasste Chance.
Fazit: Fußball braucht mehr Mut zur Wahrheit
Ob beim HSV oder Bayern – immer wieder scheitern Trainer und Verantwortliche an ihrer fehlenden Bereitschaft, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Es braucht mehr Mut, echte Leistung anzuerkennen – und nicht nur Namen und Preisschilder.
Die besten Mannschaften entstehen nicht auf dem Papier, sondern im Zusammenspiel. Und manchmal bedeutet das, liebgewonnene Konstanten in Frage zu stellen. Wer das nicht tut, riskiert mehr als nur verlorene Punkte – er riskiert die Seele seines Teams.